Arbeiten mit Lust und Liebe

Der Mann mit Mikro - Reportage aus dem australischen Busch
Der Mann mit Mikro - Reportage aus dem australischen Busch

Es war nicht die Reportage über Doc Mac Chun Man in Hongkong, der seine heilbringenden Wunderkräuter auf einem Wolkenkratzer anbaut. Es war nicht das Stück über den einsamen Rentierhirten in Lappland, der noch nie einen Menschen gesehen hatte, der südlich des Polarkreises zuhause ist. Auch das Feature über den Kulturen vereinenden Rhythmus auf den Kapverdischen Inseln hatte offensichtlich keine Chancen - wie die vielen anderen Geschichten, die ich seit 30 Jahren in allen ARD-Radios erzähle. Umso schöner, dass zunächst ein Thema vor meiner Hamburger Haustür im „Alten Land“ und dann eines aus dem nahen Prag in den vergangenen beiden Jahren mit jeweils einem Bronzenen Radio-Columbus in Kurz- und Langversion bedacht wurde. Es sind eben auch die naheliegenden Orte und Ziele, die es zu entdecken gilt, auf die wir neugierig machen können, wo wir Menschen mit Geschichten finden. Wie die junge und so sympathisch unsichere Kirschblütenprinzessin in der Reportage über den „Neuen Frühling im Alten Land“ und der so souveräne Rabbi von Prag, der mich spontan an seinen dickleibigen Wachen vorbei zu einem unangekündigten Interview empfing, um mir das heutige Prag aus seiner Sicht zu schildern - Teil der Radiogeschichte „Prag mit dem Rad entdecken“. Kleine Sternstunden sind das, Stoff für die etwas andere Radiogeschichte. Sie entstehen aus Neugier, aus der Lust Dinge aufzustöbern und Unerwartetes herauszufordern. Die Welt ist entdeckt, Menschen sind es nicht. Basis und Ansporn für Qualitätsjournalismus, wie ich ihn verstehe. Trotz denkwürdiger Honorare und dem ständigen Kampf um Sendeplätze und Druckspalten. Reisejournalismus mit Herzblut geht immer.